19. – 21. JuliKarlstadt a. Main

Feuerholz oder Pool?

Vom Materialmangel zum Luxusproblem auf dem Platz

Der Wetterfrosch ist auch nicht besser als die Fee, die Witterung hält sich mal wieder nicht an die Vorhersage. Das U&D geht bei brütenden 35°C in die 14. Runde. Das Lagerfeuer fällt aufgrund der Waldbrandgefahr natürlich aus. Im Backstage-Bereich haben ein paar U&Dler zusammengelegt und für eine etwas andere Erfrischung gesorgt. Kaum ein Helfer kommt drum rum, in der Aufbauwoche mal im Pool zu landen. Während des Festivals wird der natürlich weniger genutzt. Spätestens zum Programmstart spurten alle nur noch vorbei, das Funkgerät in der Hand und wieder mal in der Mission Plan B unterwegs, weil nicht das benötigte Material am geplanten Platz ist. Pünktlich um 16:30 Uhr startet das Bühnenprogramm im jetzt schon altbewährten Stil mit hartem Rocksound. Freitagabend heizen die Springer mit deutschen Texten und brachialen Klängen dem Publikum ordentlich ein. Unter den 500 (!) eingegangenen Bandbewerbungen hat der Booker mal wieder genau das Richtige herausgepickt. Die Stimmung auf dem Platz ist grandios. Die Band ist so elektrisiert, dass sie nach Programmende sogar spontan eine Backstageparty mit den Helfern ausruft. Die Nacht wird noch kürzer als sowieso oft und Samstag startet das U&D-Team in nicht ganz so alter Frische in den zweiten Tag. Bei traumhaftem Sonnenschein strömen Musik- und Festivalliebhaber und Freunde des Umsonst & Draußen die nächsten zwei Tage auf das Gelände. Und unerwartete Ereignisse erfordern am Sonntag ungewöhnliche Maßnahmen: der Sänger, der vor Hitze auf der Bühne umkippt, wird von den Sanitätern kurzerhand im Backstagepool neu hydriert.

Wer über den Platz schlendert, dem wird wie in den letzten Jahren so Einiges geboten. Das Essensangebot reicht von Döner, Spanferkel und Flammkuchen bis zu Crepes. Neben den Getränkeständen mit ehrenamtlichen Helfern, wo es wie üblich Bier, Radler und Antialkoholisches gibt, können die Gäste sich mit Eistee oder Säften erfrischen oder z.B. Wasserpfeife rauchen. Oder sich mehr oder weniger aktiv die Zeit zwischen zwei Bands vertreiben: z.B. mit Trampolinspringen, Haare flechten lassen oder Fun-Spielen an Merchandise-Ständen. Im Laufe der Jahre wurde auch das Angebot typischen Festivalwaren immer größer: Schmuck und Taschen, Tücher und Klamotten, fair-gehandelte Waren aus dem Eine-Welt-Laden, Spielzeug, Räucherstäbchen, Didgeridoos,…

Je größer das Festival wird, desto mehr Material wird jedes Jahr benötigt. Das schwierig zu organisierende Feuerholz können wir uns zum Glück diesmal sparen. Von der Bühnentraverse bis zum Barzelt, vom Kabelbinder bis zum Kühlschrank muss alles besorgt und auf den Platz transportiert werden. Kilometer von Kabel, Berge von Nahrungsmitteln, Unmengen an Zubehör für alle Bereiche sind auf den Fuhrpark angewiesen, der ebenfalls jedes Jahr wächst. Während in den ersten Jahren fast alles in der Ad-Hoc-Organisation läuft und nie klar ist, ob und, wenn ja, wann das benötigte Material aufzutreiben ist, bleibt jetzt immer mehr Zeit, sich auch um gestalterische Maßnahmen zu kümmern. Für Gimmicks wie die wegen der Hitze aufgestellten kostenlose Wasserspender oder die Gestaltung des Festivaleingangs oder eben den Backstagepool zum Beispiel. Das heißt aber auch, jedes Jahr wird´s wieder ein bisschen mehr, was aus Privathaushalten, Lagerhallen, Firmen oder sonst woher für die Festivalphase auf das Mäuerle verschleppt wird.

In zehn Tagen intensiver Vorbereitungsarbeit dreht sich alles nur darum, dass das Festival ein erfolgreiches Fest wird. Sonntagabend, wenn der Vorhang fällt, sind meistens alle ziemlich froh, es wieder einmal geschafft zu haben. Vor allem wenn im wahrsten Sinne des Wortes alles gut über die Bühne gebracht wurde! Manch einer vergisst da schnell mal die goldene Regel: ein Festival hört auf, wenn der letzte LKW zugeht. Füße hochlegen kann da am Ende des Bühnenprogramms keiner. Nicht lange nachdem der letzte Ton verklungen ist, bricht vielmehr reges Treiben auf dem Platz aus. Alles was in den vergangenen zweieinhalb Wochen hierher gebracht und aufgebaut wurde, muss ja wieder zurückgegeben werden. Die Bühne fällt als erstes. Jeder Tag mehr, den sie länger hier steht, kostet. Bis die letzte Bierbank aus dem Catering-Zelt verräumt ist, müssen Lkw´s voller geliehenem Material, das zuerst einmal abgebaut und verladen wird, an Dutzende unterschiedliche Herkunftsorte verteilt werden. Das geht tagelang so und nach den ersten Abbautagen sind´s oft dieselben, die mit anpacken, die letzten Reste vom Platz zu kriegen.