19. – 21. JuliKarlstadt a. Main

Flucht nach vorn - wir rocken weiter!

Bühne und Beschallung – das technische Herz des Festivals

Das U&D steht kurz vor dem aus, die finanzielle Lage ist desaströs, die organisatorische ebenfalls: Plan B muss her. Aber da der Verein das Festival halten will, sich umstrukturiert und neue Vereinsmitglieder das U&D unterstützen wollen, finden sich einige ganz Mutige als Vorstand für die neue Abteilung Veranstaltungen. Das Wetter kann nur besser werden und ein dritter Tag muss mehr Einnahmen einspielen als zwei – die Kosten steigen dadurch schließlich kaum bei der ehrenamtlichen Veranstaltung. Im Vorfeld werden kommerzielle Konzertveranstaltungen organisiert, um die Kasse zu füllen, fieberhaft wird nach Sponsoren für das Festival gesucht.

Und es klappt: bei Temperaturen von knapp 30° Grad und angenehmer Lautstärke erfindet sich das U&D neu. Es heißt jetzt Karschter Umsonst & Draußen und hat 16 Sponsoren, 3 Tage Musik und 21 Bands. Über einen Druckfehler auf dem Flyer kann man hinweg sehen. Die 160 ehrenamtlichen Helfer und zahlreichen Besucher schwitzen vor und hinter der Bühne. Im Programm gibt´s Musik unterschiedlicher Stilrichtungen von Lokalmatadoren und internationalen Bands und einen Newcomertag – dass die gerade alle begeistert dasselbe Lied von Nirvana covern, um ihre noch nicht allzulangen Sets aufzustocken, lässt sich halt nicht vorhersehen. Der Sonntagvormittag wird mit Frühschoppen, Flohmarkt, Hüpfburg und Spielmobil als Familientag eingeläutet. Der Abschiedsauftritt der bekannten Karlstadter Rockband mit feinsinnigen deutschen Texten Eben Drum ist bis heute legendär!

Hinter den Kulissen ist der Bürobauwagen gleichzeitig Kasse. Das führt bei der Kassenzählung zu dem berühmten Kabeldesaster, als einer der ersten Laptops auf dem Platz überhaupt aus der letzten Ecke samt Kabel quer über den Tisch schleift. Und die mehreren Hundert D-Mark feinsäuberlich aufgehäufter, aber noch nicht gezählter Münzen komplett durcheinander schmeißt. Wir zählen unser Geld immer noch von Hand und manchmal leider mehrmals!

Von kleineren Pannen abgesehen, ist das Festival ein voller Erfolg und für die nächsten Jahre steigt die Aussicht, es wieder auf sichere Füße zu stellen. Dabei war das U&D schon zu seiner Geburt ein absolutes Glückskind! In seiner Elternschar hatte es nicht nur ausgesprochene Musikliebhaber, sondern immer auch echte Profis, mit musikalischem und technischem Know-How und guten Kontakten in die Musik- und Veranstaltungstechnikbranche. Es wäre kaum möglich gewesen, das eintrittsfreie Festival aus der Taufe zu heben und so weit zu entwickeln, wenn in all den Jahren nicht eine ganze Schar von angehenden und ausgebildeten Veranstaltungstechnikern ihre Freizeit geopfert, ihre Kontakte hätte spielen, teilweise ihre Arbeitsangebote hätte sausen lassen und ihr Wissen und Können dem U&D zur Verfügung gestellt hätte. Andererseits war das Festival auch immer eine Spielwiese und bot Raum für veranstaltungstechnisch Interessierte sich und ihre Ideen zu testen, technisches Material auszuprobieren und sich weiter zu entwickeln. Vor allem aber war es der optimale Ort für den kreativen Umgang mit technischen Problemen aller Art!

Wo mit kleinem Budget gearbeitet wird, sind die Fähigkeit zu komplexem Denken und Erfindungsgeist das wichtigste Handwerkszeug. Vielleicht erklärt sich daraus das besondere Phänomen, dass in Karlstadt seit den 90er Jahren eine ungewöhnliche Häufung an autodidaktischen und an ausgebildeten oder studierten Theater- und Veranstaltungstechnikern zu verzeichnen ist. Und die braucht das U&D auch: in den ersten Jahren um die Bühne auf- und abzubauen und das zusammen geliehene Material von professionellen Bands so zu verkabeln, dass sie ordentlich bestückt war. Wohin deren Ton-und Lichtanlage für diese Tage verschwand, wussten manches Mal nur die Techniker, wie man munkelt. Auf- und Abbauen, Einrichten, Ausleuchten, Soundcheck machen und die Bands bei ihren Auftritten abmischen und beleuchten - für alles sind seit jeher Fachleute vor Ort. Seit die ersten „amtlichen“ Bühnendächer und Ton- und Lichttechnikanlagen von professionellen Verleiherfirmen angemietet werden, wurde das sogar noch mehr Arbeit. Denn zur Hauptbühne, die Stück für Stück bis auf die maximale Kapazitätsgröße des Standorts vergrößert wurde, kommt heute auch noch die Barbeschallung und die Nebenbühne hinzu.