21. – 23. JuliKarlstadt a. Main

Das war der Plan! Planänderungen kommen immer dann,

wenn man denkt, man hätte alles im Griff!

Zwei Tage Musik diesmal! Der Vorstand von Troja hat die Genehmigung vom Bürgermeister erwirkt, aber der Freitag ist problematisch. Zu viele aus der Techniker-Connection und von den beteiligten Musikern sind mittlerweile bei ihren professionellen Jobs stark eingebunden. Das Festival kann weder auf ihre Mithilfe verzichten noch auf das von ihnen besorgte technische Material und die Bands, in denen sie ihre eigene Musik machen, wenn sie nicht gerade mit Coverband-Auftritten ihr Geld verdienen. Die Lösung ist klar: das U&D nimmt nicht den Freitag, sondern den Sonntag ins Programm. Gleichzeitig soll das Festival richtig professionell werden, modern und auf dem neuesten Stand der technischen Möglichkeiten. Es bekommt ein neues Outfit. Logo und Design für die Plakate gestaltet ein angehender Grafiker. Die alten Kassettenbewerbungen fliegen in den Müll, CD´s sind das Licht der Stunde! Das Budget explodiert, das erste Mal wird richtig viel Geld investiert, das wieder eingespielt werden muss. Die meisten Bands kommen aus dem unterfränkischen Raum und spielen Rock, Blues und Soul, aber auch Härteres. Einige sind bereits durch Auftritte auf anderen regionalen Großveranstaltungen etabliert.

Das U&D öffnet bei knapp 20°C seine Tore und einer der heute alten Hasen gibt sein Debüt im Würstchenstand – wo sonst! Aber das Festival wird ein Desaster: geringe Besucherzahlen, hohe Verluste. Am Ende ein Minus von 3000€. Dazu kommen Unstimmigkeiten im Team. Der Vorstandschef scheidet kurz nach Beendigung des Festes aus.

Hätte man das voraussehen können? Jedes Jahr wieder gibt es nicht nur einen Plan für das U&D, sondern gleich ein ganzes Dutzend. Es gibt Budgetpläne, Zeitpläne, Platznutzungspläne, Finanzierungspläne, Einsatzpläne, und und, und. Erstaunlicherweise gibt es kein Jahr, in dem auch nur die Umsetzung eines der Pläne wie geplant möglich ist. Wer Live-Events macht, weiß nämlich, das Unvorhersehbare muss immer einkalkuliert werden! Tritt das vorhersehbare Unvorhersehbare ein, ist die wichtigste Maßnahme die Planänderung! Und in der Nachbesprechung des Festivals gibt es für´s nächste Mal jede Menge Verbesserungsvorschläge. An der Umsetzung mancher Vorschläge arbeiten wir bis heute, andere schaffen es gar nicht in die jährlichen ToDo-Listen. Der Festival-Macher ist schließlich auch ein Gewohnheitstier. Liest man die seitenlangen Listen der nicht-in die Tat umgesetzten Verbesserungsvorschläge, könnte man glatt glauben, es ändert sich nix, auch wenn jedes Mal alles anders ist. In gewisser Weise hält das das Fest ja auch jung. Schließlich kann man manche Räder dadurch jedes Jahr neu erfinden.

Tatsächlich haben wir in den letzten 20 Jahren immens viel gelernt! Wir kennen unzählige Unvorhersehbarkeiten und wissen, wie man sie pariert und wir kennen unser wichtigstes Werkzeug: die Flexibilität und Improvisationsgeschick. Andere Räder rollen daher ganz von alleine – jedes Jahr auf´s Neue und manche auch ganz ohne Plan. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass das U&D offen ist für jeden und sich stetig alte Helfer und Organisatoren aus- und neue einklinken. Die Erfahrungen sind also immer auf sehr unterschiedlichem Stand, gleichzeitig wächst unser Pool an individuellen Problemlösungen mit jedem neuen U&Dler. Es hat aber auch damit zu tun, dass wir vieles gern schnell mal bereden oder einfach machen, statt alles aufzuschreiben. Aber wir arbeiten daran, unsere „mündliche Kultur“ (kaum Aufzeichnungen und wenn werden sie eher „privat“ archiviert, sprich zuhause irgendwo eingelagert) mit Dokumentationen zu ergänzen und das personengebundene Wissen für alle anderen verfügbar zu machen. Seit 2002 wird unsere Datenbank auf dem eigenen Server jedenfalls immer voller und die Anzahl der Pläne immer größer! Das ist gut so. Es erleichtert uns die Vorbereitung und den schnellen Zugriff auf Alternativlösungen, wenn die unvermeidlichen Planänderungen eintreten. Bisher haben wir jedenfalls fast jedes Problem in den Griff gekriegt – nur mit dem Wetter ist das so ´ne Sache, da arbeiten wir noch dran!